Leben in einem Orden – auch heute noch aktuell!

Frater Johannes Bosco Florian Ernstberger OPraem besucht die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen

„Warum wollten Sie keine Frau und keine Kinder?" „Was haben Ihre Eltern zu Ihrer Entscheidung gesagt?" „Wird es im Kloster auf Dauer nicht langweilig?" Mit solchen Fragen ließen die katholischen Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen erkennen, dass für sie selbst der Eintritt in einen Orden nur schwer vorstellbar wäre. Umso neugieriger waren sie darauf, von einem, der diesen Schritt gewagt hat, Näheres über seine Beweggründe und das Leben im Kloster zu erfahren.

Frater Johannes Bosco Florian Ernstberger OPraem, Novize aus der Prämonstratenserabtei in Speinshart, nahm sich am Mittwoch, 18.03.2015 Zeit, um den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass auch Ordensmitglieder ganz normale Menschen sind. In seinem schülernahen Vortrag gewährte Fr. Johannes interessante Einblicke in sein persönliches Leben und in das Leben in einem Kloster und stand den interessierten Schülerinnen und Schülern ohne Scheu Rede und Antwort.

Zunächst schilderte er seinen bisherigen Lebensweg. Nach 11 Jahren musste er das Gymnasium ohne Abitur verlassen. Damit schien zunächst sein Berufsziel „Priester" unmöglich geworden. In den Monaten des Zivildienstes, in denen er unter anderem alte Menschen betreute, merkte er, dass er sich noch immer zum Priester berufen fühlte. Auf der Suche nach alternativen Wegen zu seinem Ziel erfuhr er von der Möglichkeit, in Regensburg ohne Abitur Theologie zu studieren. Möglich ist dies über den sogenannten dritten Bildungsweg am „Studium Rudolphinum", das sich seit Oktober 2007 am Regensburger Priesterseminar befindet. Da die Voraussetzung dafür eine abgeschlossene Berufsausbildung ist, machte Fr. Johannes eine Ausbildung zum Ergotherapeuten. In dieser Zeit stellte er fest, dass für ihn ein Leben in Gemeinschaft wichtig war. Durch Zufall verirrte er sich 2008 eines Tages nach Speinshart und „verliebte" sich sofort in die Klosterkirche. Einem ersten Kennenlernen des Klosters und der Gemeinschaft folgten einige Wochenenden und Aufenthalte dort. Schließlich trat Fr. Johannes im September 2010 nach seiner Ausbildung in die dortige Prämonstratenserabtei ein und studiert seit Oktober 2011 in Regensburg.

Die Chorherren (die Prämonstratenser sind - darauf legte Fr. Johannes großen Wert - keine Mönche) beten zwar mehr als andere Menschen, dennoch gehen sie bisweilen auch einmal ins Wirtshaus, zu Pfarrfesten oder auf die Kirwa. Sie sind also ganz normale Menschen wie du und ich. Auch wenn die Zahl der Frauen und Männer, die in einen Orden einträten, in den letzten Jahren zurückgegangen sei, sei das Leben in einem Orden kein Auslaufmodell, sondern noch immer eine attraktive Alternative für Menschen, die ihr Leben intensiv mit Gott leben wollten -so das Resümee von Fr. Johannes.

Fr. Johannes machte durch sein Beispiel den Schülerinnen und Schülern Mut, sich in der Frage des eigenen Lebensweges nicht von der Meinung anderer beeinflussen und sich auch von Hindernissen und Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Jede und jeder solle herausfinden, wozu sie/er sich berufen fühle und dieser Berufung mit aller Entschlossenheit nachgehen.

RL i.K. Julia Bäß