"Wir brauchen unbedingt mehr Stühle"

Das war kurz vor Beginn der Lesung der Satz, der am häufigsten zu hören war. Obwohl die Veranstaltung mit dem 88-jährigen Sally Perel für die 9. und 10. Klassen der vierstufigen und für die 11. Klassen der zweistufigen Wirtschaftsschule verpflichtend war, kamen unerwartet viele Schüler der übrigen Klassen, so dass auch die zusätzliche Bestuhlung nicht ausreichte und Schüler sogar auf dem Boden Platz nehmen oder stehen mussten.
Gelohnt hat sich der Besuch auf jeden Fall. Sally Perel gelang der Spagat zwischen Historizität und Aktualität. Er schlug Brücken aus seinem Erlebten zur Gegenwart, indem er z. B. auf neonazistisches Gedankengut - auch unter Jugendlichen - aufmerksam machte. Dies alles wirkte aber nicht oberlehrerhaft, sondern stets fand er den Zugang zu seiner Zielgruppe. Das schätzten auch viele Eltern unserer Schüler, die diese Veranstaltung ebenfalls besuchten.
Herr Perel beschrieb, wie er den Holocaust überlebte, weil er seine wahre Identität als Jude verschleierte und in der Hitlerjugend diente. Es war hauptsächlich diese Doppelrolle - Täter und Opfer -, die der Zeitzeuge darstellte. Und diese "zwei Seelen" würden heute immer noch in seiner Brust schlagen. Diese innere Zerrissenheit, die Sally Perel durch seine Ausführungen so fühlbar werden ließ, beeindruckte in ihrer Offenheit ungemein.
Und so verwunderte es nicht, dass sich nach der Lesung doch fast 20 Schüler seine Biografie "Ich war Hitlerjunge Salomon" zulegten und sie signieren ließen.
Diese Veranstaltung, organisiert von StR Tobias Ehrler, war - summa summarum - ein wirkliches Highlight des erst noch jungen Schuljahres.
Es folgen einige Impressionen.