"Er war ein schöner Mann"

Zeitzeugin Hana Malka im Gespräch

Am 17.07.2014 war Hana Malka zu Gast im Geschichtsunterricht der Klasse 9 a. Sie lebte im böhmischen Strakonice, bis auch dort die Verfolgung der Juden einsetzte. "Ich war ein ganz normales tschechisches Mädchen, nur eben mit jüdischem Glauben."

Und an diese Gemeinsamkeit mit den Schülern suchte die Holocaust-Überlebende bei ihren Ausführungen immer wieder anzuknüfen. Sie war damals in ihrem Alter und musste bereits Unmenschliches erdulden und ertragen.

Im November 1942 kam sie gemeinsam mit ihrer Familie in einem Transport von Klatovy nach Theresienstadt. Nach zwei Jahren im Ghetto wurde sie nach Auschwitz transportiert. Die SS stufte sie als arbeitsfähig ein und schickte sie in das Flossenbürger Außenlager Oederan in der Nähe von Chemnitz. Zunächst putzte Hana Fialová für die Aufseherinnen und stopfte Strümpfe. Als jedoch die Oberaufseherin meinte, dass es ihr zu gut gehe, musste sie fortan für die Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH arbeiten und Patronenhülsen herstelllen. Diese Arbeit war während der Nachtschicht besonders schlimm; aus Müdigkeit und Erschöpfung verletzten sich die Frauen leicht. Im Frühjahr 1945 sah Hana Fialová rotes Leuchen am Himmel - die Alliierten bombardierten deutsche Städte. Das gab der 22-Jährigen neue Hoffnung. Doch ihre Befreiung verzögerte sich. Ende April 1945 transportierte die SS die Häftlinge in Viehwaggons Richtung Böhmen. Um selbst rechtzeitig vor den Alliierten fliehen zu können, schickten die Aufseherinnen die Häftlingsfrauen das letzte Stück ohne Bewachung in das nahe gelegene Theresienstadt. Dort wurde sie am 08. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Anhand von vorbereiteten Fragen ergaben sich noch detaillierte Einblicke in Hanas Erfahrungen. Die Frage eines Schülers lautete z. B.: Haben Sie noch irgendwelche Erinnerungen an Dr. Joseph Mengele? (Anm: Mengele nahm regelmäßig Selektionen an der Rampe in Auschwitz vor und führte u. a. unvorstellbar grausame Versuche v. a. an Zwillingen durch.)

Frau Malka erzählte: Als sie von Theresienstadt nach Auschwitz transportiert wurde, fuhr sie im letzten Waggon. Nach ihrer Ankunft in Auschwitz wollte sie sofort ihre Freundin wieder sehen, die in einem der ersten Waggons gefahren war. Daher rannte sie nach vorne, wo bereits Mengele stand und dabei war die ersten 200 arbeitsfähigen Personen - das benötigte Kontingent - zu selektieren. So wurden auch Hana und ihre Freundin als arbeitsfähig eingestuft. Die übrigen Menschen wurden ins Gas geschickt. Durch diesen Zufall blieb Hana am Leben. Sie registrierte Mengele als einen schönen Mann, der ein gepflegtes Äußeres hatte und mit seinem Lächeln und seinen weißen Handschuhen irgenwie erhaben schien über die Brutalität in Auschwitz. Sie sagte daher eines Tages zu ihrer Freundin: "Wenn uns irgendjemand etwas Böses antun will, so gehen wir zu diesem Mann. Der hilft uns bestimmt." Erst im Nachhinein erfuhr sie, was für eine Bestie Mengele war. Dies war nur eine Anekdote, die den Schülern einen kalten Schauer über den Rücken jagte und Geschichte lebendig werden ließ.

Mit einer selbst gestalteten Karte und Präsenten bedankte sich die Klasse 9 a bei Frau Malka und zeigte sich in einem längeren inoffizellen Nachgespräch nach wie vor stark beeindruckt von dieser körperlich und geistig rüstigen alten Dame.

StR Christian Knoll

Frau Malka mit einer Mitarbeiterin der Gedenkstätte Flossenbürg
Beeindruckte Schüler
SAT1 filmt
Klassensprecherin Annika Jeray bedankt sich im Namen ihrer Klasse